Das Kaffeeservice aus dem Hause Villeroy und Boch ist eine Leihgabe der 144-maligen Nationalspielerin Doris Fitschen und zugleich eines der skurrilsten Exponate zur deutschen Fußballgeschichte. Bei dem Geschirr handelt es sich um die vom Deutschen Fußball-Bund spendierte Siegprämie für den ersten Titelgewinn der deutschen Frauen-Nationalmannschaft.
1989 gewinnt das Team von Bundestrainer Gero Bisanz durch ein 4:1 im Finale gegen die favorisierten Norwegerinnen die EM im eigenen Land. Der überraschende Erfolg trifft die Führungsriege des DFB offenbar völlig unvorbereitet. Dennoch ist den Verantwortlichen schnell klar: Wir möchten den Damen etwas Gutes tun. Ob ihnen das mit dem Porzellan-Geschenk gelingt, bleibt umstritten. Bei einigen der damaligen Europameisterinnen gehört das immerhin zwölfteilige Service nach wie vor zum Hausstand. Aus heutiger Sicht verursacht es bei vielen aber eher ein Naserümpfen. Insofern steht die Prämie vor allem auch für die lange Zeit ungenügende Akzeptanz des Frauenfußballs in Deutschland.
Ab dem Jahr 1955 verbietet der DFB seinen Vereinen sogar den Betrieb von Frauenfußball-Abteilungen. Auch der damalige Männer-Bundestrainer Sepp Herberger lässt verlautbaren: „Fußball ist keine Sportart, die für Frauen geeignet ist, eben schon deshalb, weil er ein Kampfsport ist". Die Frauen lassen sich aber nicht beirren. Trotz Verbots tragen sie auf kommunalen Plätzen Spiele aus und bestreiten überdies auch internationale Vergleiche. Die Zahl der Aktiven steigt stetig. Der DFB beschließt auf seinem Bundestag 1970, das Verbot aufzuheben. Allmählich bilden sich mit der Einführung nationaler Wettbewerbe auch im Frauenfußball professionelle Strukturen.
Ein entscheidender Impuls für die erfolgreiche Entwicklung ist die Gründung der Frauen-Nationalmannschaft 1982. Auf ihren ersten EM-Titel 1989 folgen sieben weitere sowie der Gewinn von zwei WM-Turnieren. Durch die eingleisige Frauen-Bundesliga ab 1997 nehmen die Qualität und die Konkurrenz auch auf Vereinsebene stetig zu. Reine Frauenfußballvereine wie der 1. FFC Frankfurt, Turbine Potsdam und der FCR Duisburg feiern herausragende internationale Erfolge. In den vergangenen Jahren unterstützen zudem immer mehr Clubs aus der Männer-Bundesliga den Frauenfußball. Inzwischen zählen auch dort der FC Bayern München und der VfL Wolfsburg zu den dominierenden Teams.
Den vorläufigen Höhepunkt der erfolgreichen Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland bildet die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land. Den Titel kann die Nationalmannschaft dort allerdings nicht gewinnen. Im Erfolgsfall hätte jede Spielerin etwa 60.000 Euro vom DFB erhalten. Großzügigkeit scheint sich Bahn zu brechen. 1989 geht es eher noch ums Sparen. Es wird gemunkelt, dass es sich bei dem Kaffeeservice um B-Ware handelt.